Versager
- von Meike Jobke
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- 04 Mai, 2018
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Warum die Macht der Worte zerstörerisch ist

Die Macht der Worte ist uns allen bekannt: wir kaufen Produkte, die wir nie haben wollten, weil uns jemand wortgewandt davon überzeugt, dass wir uns diese immer schon heimlich wünschten. Oder in unserem Bauch setzen sich Hunderte von Schmetterlinge in Bewegung, weil uns jemand seine Liebe gestanden hat. Worte haben also Macht und Worte können Steine versetzen.
Und so wie ehrliche, schöne Worte jeden Weg sonniger werden lassen, können sie auch die mächtigsten Mauern aufbauen und die größte Verwüstung anrichten. Ein solches Wort ist das Wort "Versager". Dieses Wort hat nur einen einzigen Nutzen: es soll zerstören, es soll alle Kraft rauben und jede Perspektive nehmen. Es ist so schonungslos und es hat kein Erbarmen. Wem dies Wort gilt, der hat nicht nur gelegentlich etwas falsch gemacht oder in einer Angelegenheit versagt - er ist das Versagen. Dabei ist es furchtbar ungerecht und es scheint über einige Menschen wie ein Damokles-Schwert zu schweben, bereit jeden Moment herabzustürzen, um jede Selbstachtung und das Gefühl für den eigenen Wert zu zerschmettern. Und in der Angst vor diesem Wort machen wir Fehler, die wir nie begangen hätten, es ist als ob dieses Wort nicht erst im Herabstürzen Schaden anrichtet, sondern alleine seine Existenz schon Kraft aus uns zieht.
All das ist Grund genug, um dieses Wort nicht nur aus unserem Sprachgebrauch verschwinden zu lassen, sondern auch aus unserem Denken und vor allem dem Fühlen. Im Erkennen dieses Worts nehmen wir ihm die Kraft, es zurrt zusammen wie ein alter Luftballon. Es gibt nur einen einzigen Satz, der die Verwendung rechtfertigt:
DU BIST KEIN VERSAGER!
Und so wie ehrliche, schöne Worte jeden Weg sonniger werden lassen, können sie auch die mächtigsten Mauern aufbauen und die größte Verwüstung anrichten. Ein solches Wort ist das Wort "Versager". Dieses Wort hat nur einen einzigen Nutzen: es soll zerstören, es soll alle Kraft rauben und jede Perspektive nehmen. Es ist so schonungslos und es hat kein Erbarmen. Wem dies Wort gilt, der hat nicht nur gelegentlich etwas falsch gemacht oder in einer Angelegenheit versagt - er ist das Versagen. Dabei ist es furchtbar ungerecht und es scheint über einige Menschen wie ein Damokles-Schwert zu schweben, bereit jeden Moment herabzustürzen, um jede Selbstachtung und das Gefühl für den eigenen Wert zu zerschmettern. Und in der Angst vor diesem Wort machen wir Fehler, die wir nie begangen hätten, es ist als ob dieses Wort nicht erst im Herabstürzen Schaden anrichtet, sondern alleine seine Existenz schon Kraft aus uns zieht.
All das ist Grund genug, um dieses Wort nicht nur aus unserem Sprachgebrauch verschwinden zu lassen, sondern auch aus unserem Denken und vor allem dem Fühlen. Im Erkennen dieses Worts nehmen wir ihm die Kraft, es zurrt zusammen wie ein alter Luftballon. Es gibt nur einen einzigen Satz, der die Verwendung rechtfertigt:
DU BIST KEIN VERSAGER!

Im Wahlkampf werden Politiker gerne nach dem aktuellen Preis eines Pfunds Butter gefragt und die Boulevardpresse titelt hämischen Spott, wenn der Preis nicht exakt getroffen wird. Aus Erfahrung kennen wir den Preis und weil wir diese Erfahrung Tag für Tag machen, meinen wir nicht nur den Preis, sondern auch den Wert zu kennen. Den Wert der Butter, eines Liters Benzin; wir kennen den Wert einer Kinokarte, eines Urlaubs und den Wert eines Autos. Und weil wir tagtäglich nicht nur Erfahrungen im Supermarkt und an der Kasse sammeln, sondern auch mit Menschen, meinen wir, dass wir auch den Wert eines Menschen kennen: wir kennen Self-made-Millionäre und Nichtsnutze, Gewinner und Verlierer. Und schauen wir in die Vergangenheit oder in andere Gegenden, dann gibt es Menschen, die sogar wissen wollen, dass es Menschen gibt, die wenig oder nichts wert sind.
Wie kommt man auf die Idee, dass ein Mensch nichts wert ist oder dass es überhaupt eine Maßeinheit für den Wert eines Menschen geben kann? Fragt man eine Mutter, die ihr Neugeborenes zum ersten Mal im Arm hält, nach dem Wert dieses kleinen Geschöpfs, so wird sie sagen, dass dieses Kind wertvoller als alles andere in der Welt ist. Und vermutlich wird sie lachend den Kopf über diese absurde Frage schütteln.
Verliert ein Mensch im Laufe seines Lebens an Wert? Auch diese Frage ist absurd, und dennoch leben wir danach, weil wir Wert mit Leistung verwechseln. Der andauernde Vergleich soll einen Wert ermitteln. Nun ist das eine Krux mit dem Vergleichen: wer vergleicht, hat entweder den Wunsch sich schlecht zu fühlen oder er möchte sich besser fühlen, weil er auf den anderen herabblickt und sich seines Gewinnens sicher ist. Kant löst diesen Knoten mit einer ganz einfachen Feststellung auf. Der Wert eines Menschen ist seine Würde. Wer vergleicht, stellt die Würde des anderen in Frage. Wer einen anderen als weniger wertvoll erachtet, nimmt ihm seine Würde. Diese Würde haben wir von unserem ersten Augenblick an bis zum letzten, wir sind wertvoll vom Anfang bis zum Ende. Dies zu verinnerlichen und auch in den Momenten des Scheiterns, der Schwäche und Hilflosigkeit zu sehen, ist eine der großen Aufgaben.