Wünsche
- von Meike Jobke
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- 27 Apr., 2018
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Was das Universum uns schenkt

Neulich war ich abends auf einer - zugegebenermaßen etwas trägen - Feier eingeladen. Der Abend verlief harmonisch, seicht unterhaltsam, allerdings ohne brilliante Momente. Während es bei Partys zu meiner Studienzeit völlig normal war, irgendwann im Laufe des Abends zu erscheinen, scheint im gesetzteren Alter auch hier Pünktlichkeit vorausgesetzt zu werden. Jedenfalls war wohl ein Partygast, der deutlich später kam, der Meinung, er müsse für sein spätes Kommen eine Entschuldigung hervorbringen: "Sorry, dass ich jetzt erst da bin, aber ich habe keinen Parkplatz gefunden." Irgendwer lachte auf und stichelte, dass das keine Entschuldigung, sondern eine Ausrede sei, denn man müsse sich nur einen Parkplatz vom Universum wünschen. Und bei einem Smart sei der Wunsch dann nichtmal ein großer.
Kaum innerlich bis zehn gezählt und die Popcorn-Schüssel organisiert, fanden sich wenigstens vier Gäste in der Diskussion um Universumswünsche wider. Schnell bauten sich Fronten auf, die unüberwindbarer nicht sein konnten. Am Ende stand fest: Wünsche ans Universum sind sinnvoll, allerdings nur dann, wenn man es wirklich ernst meint und aus tiefstem Herzen wünscht, denn nur dann - ja, nur dann - fühlt sich das Universum nämlich geneigt, den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen. So meinten zumindest die beiden Gäste, die im Traum nicht darauf kommen würden, einen Universumswunsch der Parkplatznot in Schwabing an Samstagabenden zu opfern.
Selbstverständlich sahen das die anderen nicht so. Das übliche Argument, ob denn totkranke Menschen oder Menschen, die aufgrund von Krieg oder Katastrophen um ihr Überleben bangen müssen, sich dann etwa nicht ernsthaft genug etwas gewünscht hätten, wurde natürlich durchexerziert und brachte keinen entscheidenden Erkenntnisgewinn.
Ich denke, dass es durchaus sehr sinnvoll sein kann, sich seiner Wünsche und Hoffnungen einmal bewußt zu werden, sie zu visualisieren oder auch sprachlich auszuformulieren. Denn erst wenn ich weiß, was ich mir wünsche, kann ich meinen Teil beitragen, um für die Wunscherfüllung zu sorgen oder zu erkennen, was ich bereits bekommen habe. Und wenn ich dafür einen fiktiven Adressaten meiner Wünsche benötige, dann soll das kein Schaden sein. Gefährlich wird diese Ansicht allerdings, wenn ich eine Wenn-Dann-Kausalität ableite: wenn Dein Wunsch nicht erfüllt wird, dann hast Du es Dir nicht genug (oder auf die falsche Weise) gewünscht. Und wer etwas falsch macht, befindet sich sehr schnell in der Schuld-Falle.
In der Diskussion an jenem Abend kam es allerdings nicht mehr bis zu diesem Aspekt, denn irgendwann bemerkte jemand, dass man vom Balkon aus einen wunderbaren Blick auf den schlecht geparkten Smart habe, der gerade fachmännisch abgeschleppt wird.
Ich übertreibe natürlich und in Wirklichkeit verlief der Abend ganz anders. Nicht zuletzt, weil es kein Popcorn, sondern nur gepuffte, glutenfreie Amaranth-Puffer gab.
Kaum innerlich bis zehn gezählt und die Popcorn-Schüssel organisiert, fanden sich wenigstens vier Gäste in der Diskussion um Universumswünsche wider. Schnell bauten sich Fronten auf, die unüberwindbarer nicht sein konnten. Am Ende stand fest: Wünsche ans Universum sind sinnvoll, allerdings nur dann, wenn man es wirklich ernst meint und aus tiefstem Herzen wünscht, denn nur dann - ja, nur dann - fühlt sich das Universum nämlich geneigt, den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen. So meinten zumindest die beiden Gäste, die im Traum nicht darauf kommen würden, einen Universumswunsch der Parkplatznot in Schwabing an Samstagabenden zu opfern.
Selbstverständlich sahen das die anderen nicht so. Das übliche Argument, ob denn totkranke Menschen oder Menschen, die aufgrund von Krieg oder Katastrophen um ihr Überleben bangen müssen, sich dann etwa nicht ernsthaft genug etwas gewünscht hätten, wurde natürlich durchexerziert und brachte keinen entscheidenden Erkenntnisgewinn.
Ich denke, dass es durchaus sehr sinnvoll sein kann, sich seiner Wünsche und Hoffnungen einmal bewußt zu werden, sie zu visualisieren oder auch sprachlich auszuformulieren. Denn erst wenn ich weiß, was ich mir wünsche, kann ich meinen Teil beitragen, um für die Wunscherfüllung zu sorgen oder zu erkennen, was ich bereits bekommen habe. Und wenn ich dafür einen fiktiven Adressaten meiner Wünsche benötige, dann soll das kein Schaden sein. Gefährlich wird diese Ansicht allerdings, wenn ich eine Wenn-Dann-Kausalität ableite: wenn Dein Wunsch nicht erfüllt wird, dann hast Du es Dir nicht genug (oder auf die falsche Weise) gewünscht. Und wer etwas falsch macht, befindet sich sehr schnell in der Schuld-Falle.
In der Diskussion an jenem Abend kam es allerdings nicht mehr bis zu diesem Aspekt, denn irgendwann bemerkte jemand, dass man vom Balkon aus einen wunderbaren Blick auf den schlecht geparkten Smart habe, der gerade fachmännisch abgeschleppt wird.
Ich übertreibe natürlich und in Wirklichkeit verlief der Abend ganz anders. Nicht zuletzt, weil es kein Popcorn, sondern nur gepuffte, glutenfreie Amaranth-Puffer gab.

Im Wahlkampf werden Politiker gerne nach dem aktuellen Preis eines Pfunds Butter gefragt und die Boulevardpresse titelt hämischen Spott, wenn der Preis nicht exakt getroffen wird. Aus Erfahrung kennen wir den Preis und weil wir diese Erfahrung Tag für Tag machen, meinen wir nicht nur den Preis, sondern auch den Wert zu kennen. Den Wert der Butter, eines Liters Benzin; wir kennen den Wert einer Kinokarte, eines Urlaubs und den Wert eines Autos. Und weil wir tagtäglich nicht nur Erfahrungen im Supermarkt und an der Kasse sammeln, sondern auch mit Menschen, meinen wir, dass wir auch den Wert eines Menschen kennen: wir kennen Self-made-Millionäre und Nichtsnutze, Gewinner und Verlierer. Und schauen wir in die Vergangenheit oder in andere Gegenden, dann gibt es Menschen, die sogar wissen wollen, dass es Menschen gibt, die wenig oder nichts wert sind.
Wie kommt man auf die Idee, dass ein Mensch nichts wert ist oder dass es überhaupt eine Maßeinheit für den Wert eines Menschen geben kann? Fragt man eine Mutter, die ihr Neugeborenes zum ersten Mal im Arm hält, nach dem Wert dieses kleinen Geschöpfs, so wird sie sagen, dass dieses Kind wertvoller als alles andere in der Welt ist. Und vermutlich wird sie lachend den Kopf über diese absurde Frage schütteln.
Verliert ein Mensch im Laufe seines Lebens an Wert? Auch diese Frage ist absurd, und dennoch leben wir danach, weil wir Wert mit Leistung verwechseln. Der andauernde Vergleich soll einen Wert ermitteln. Nun ist das eine Krux mit dem Vergleichen: wer vergleicht, hat entweder den Wunsch sich schlecht zu fühlen oder er möchte sich besser fühlen, weil er auf den anderen herabblickt und sich seines Gewinnens sicher ist. Kant löst diesen Knoten mit einer ganz einfachen Feststellung auf. Der Wert eines Menschen ist seine Würde. Wer vergleicht, stellt die Würde des anderen in Frage. Wer einen anderen als weniger wertvoll erachtet, nimmt ihm seine Würde. Diese Würde haben wir von unserem ersten Augenblick an bis zum letzten, wir sind wertvoll vom Anfang bis zum Ende. Dies zu verinnerlichen und auch in den Momenten des Scheiterns, der Schwäche und Hilflosigkeit zu sehen, ist eine der großen Aufgaben.